Schlechte Zahlungsmoral der Kunden - Kassen warten auf Prämien |
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01.07.2003, Die Krankenkassen spüren die Wirtschaftsflaute am Zahlungsverhalten ihrer Kunden: Für die Zusatzversicherung wird die Prämie bezahlt, bei der Grundversicherung lässt man sich Zeit - weils keine Folgen hat. Punkto Zahlungsmoral waren die Schweizer einst Musterknaben.
Diskrepanz bei der Visana
Dasselbe Muster bei der Berner Visana. Beliefen sich die Prämienausstände per 31. Mai 2003 im KVG- Bereich auf über 50 Millionen Franken, waren es bei den Zusatzversicherungen «nur» knapp 18 Millionen - und das obwohl das VVG-Prämienvolumen deutlich mehr als die Hälfte des KVG- Prämienvolumens beträgt. Nimmt man als Basis lediglich die Prämien, die seit mehr als 60 Tagen verfallen sind - und damit bereits zwei Mahnungen ausgelöst haben -ist die Diskrepanz noch offensichtlicher: Bei der Grundversicherung betragen diese Ausstände stattliche 36Millionen, bei den Zusätzen schrumpft die Zahl auf 7 Millionen Franken.
Diese zwei Beispiele zeigen: Die Kunden wissen, wo sie besser keine Mahnung riskieren. Während das Nichtbezahlen der Prämie im Bereich VVG eine Sistierung der Leistungspflicht nach sich zieht, muss die Kasse die Krankheitskosten im KVG-Bereich in jedem Fall übernehmen. Die Prämie bekommen die Versicherer zwar ebenfalls bezahlt - aber meist erst nach längerer Wartezeit und unter Aufwendung erheblicher Ressourcen. Denn der Kanton - der die Prämien in letzter Instanz berappt - verlangt erst den Weg über die Betreibungsämter (siehe Text unten). Wegen Überlastung dauert es dort rund ein Jahr, bis ein Verlustschein vorliegt, ohne den beim zuständigen Amt für Sozialversicherung und Stiftungsaufsicht (ASVS) nichts geht. Weil sich die Fälle auch beim ASVS türmen, bleibt das Dossier bei den Versicherungen gemäss Helsana-Angaben noch einmal rund ein halbes Jahr offen. Auf Drängen der Kassen richtet das ASVS daher seit September 2001 Akontozahlungen aus zur Überbrückung bis zur definitiven Erledigung der Dossiers. Laut ASVS-Vorsteher Fritz Steiger zahlt sein Amt solche Vorschüsse an Helsana, Visana, CSS, Sanitas, Assura, Innova und Wincare. Damit, so Steiger, erwüchsen den Kassen aus der langen Bearbeitungszeit keine finanziellen Nachteile.
Immer mehr Kosten
Allerdings, relativiert Visana-Sprecher Urs Pfenninger, beliefen sich diese Vorauszahlungen nur auf 90 Prozent der Summen. Zudem blieben die Dossiers gleichwohl liegen und der Bearbeitungsaufwand daher hoch. So arbeiten etwa bei der Visana allein im rechtlichen Inkasso 39 Personen, bei der Helsana rund 50. Und künftig dürften es eher noch mehr sein. Denn so wie die Mahnungen bei der KPT zwischen Dezember und Mai deutlich zugenommen haben, stellt Pfenninger für die Visana fest: «Nach einer Phase der Stabilisierung der Anzahl Schuldnerfamilien gegen Ende 2002 sehen wir nun wieder monatliche Zuwächse. » Und bei der Helsana wurden gemäss Sprecher Christian Beusch in den ersten vier Monaten des Jahres 10 Prozent mehr erste Mahnungen registriert als in der gleichen Periode des Vorjahres.
Dabei geht es um beachtliche Summen. So beläuft sich allein das Betreibungsvolumen bei der Helsana auf 50 Millionen Franken. Und die Visana stellte im letzten Jahr 420000 Zahlungserinnerungen im Umfang von total über 183 Millionen aus. Den definitiven Schaden aus nicht bezahlten Rechnungen beziffert die Visana auf rund 2,5 Millionen.
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