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Krankenkassen und Apotheker im Streit

 

01.07.2003, Santésuisse kündigt Abgeltungsvertrag Krankenkassen und Apotheker streiten um ihren Abgeltungsvertrag. Santésuisse kündigt das erst zwei Jahre alte Tarifsystem auf Ende 2003. Die Kassen wollen einen neuen Vertrag aushandeln, der die Kosten stärker dämpfen und den Verkauf günstiger Ersatzmedikamente (Generika) vermehrt fördern soll.

Die Apotheker wehren sich. Sie sprechen von einem unklugen Schritt, der alles Erreichte aufs Spiel setze.

tsf. Für seine einseitige Kündigung der leistungsorientierten Abgeltung der Apothekerleistungen (LOA) führte der Krankenkassenverband Santésuisse in einer Mitteilung vom Montag drei Gründe an. Erstens sei das bisherige Abgeltungssystem mit einem hohen administrativen Aufwand verbunden. Die Kassen schlagen deshalb vor, die bisherigen Apothekertaxen (für Beratungen) und die Patiententaxen (Führen von Patientendossiers) in einem neu auszuhandelnden Vertrag durch eine einzige Beratungstaxe zu ersetzen.

Unzufrieden sind die Krankenkassen zweitens mit dem Verkauf von kostengünstigen Generika. Nur sehr zögerlich nähmen die Apotheker das gesetzliche Recht wahr, ein Originalmedikament durch ein kostengünstigeres Generikum zu ersetzen, kritisiert Santésuisse. Der Verband will nun mit den Apothekern andere Anreizmechanismen vereinbaren, um den Generika-Anteil deutlich zu erhöhen.

Kritik übt Santésuisse schliesslich auch am Mechanismus des Beitrags der Apotheker zur Kostenstabilisierung. Dieser betrug bei der Einführung des neuen Abgeltungssystems LOA am 1."Juli 2001 3,2 Prozent, er wurde aber bereits nach einem Jahr auf 2,7 Prozent des Verkaufspreises gesenkt. Angesichts der Entwicklung der Medikamentenkosten müsste der Stabilisierungsbeitrag heute aber auf mindestens 4 Prozent erhöht werden, halten die Krankenkassen fest. Der geltende Vertrag erlaube dem Apothekerverband allerdings, einen höheren Beitragssatz zu verhindern. Dagegen fordern die Krankenversicherer einen Mechanismus, der auf eindeutigen Grundlagen beruht und den Vertragspartnern mehr Sicherheit gibt.

Kosten um 11 Prozent gestiegen

Die Medikamentenkosten zulasten der Grundversicherung sind nach Angaben von Santésuisse im vergangenen Jahr im Apothekerkanal um fast 250 Millionen Franken oder 11 Prozent auf 2,5 Milliarden Franken gestiegen. Unter der alten Margenordnung, welche die Entschädigung der Apotheker vor dem LOA-Abgeltungsmodell geregelt hat, wären die Medikamentenkosten allerdings noch stärker gestiegen, wie der Verband einräumt.

Zur Eindämmung der stark ansteigenden Medikamentenkosten braucht es nach Auffassung von Santésuisse Massnahmen auf allen Ebenen. Die Kassen fordern namentlich Parallelimporte auch bei patentgeschützten Medikamenten, eine regelmässige Überprüfung der Medikamentenpreise sowie die Möglichkeit, dass Patienten ihre Medikamente auch bei einer ausländischen Apotheke beziehen.

Apotheker wehren sich

Der Schweizerische Apothekerverband (SAV) kritisiert die einseitige Kündigung des Vertrags als unklug. Nach Angaben des SAV-Präsidenten Dominique Jordan hat die Vereinbarung ihre Hauptziele - Kosten im Gesundheitswesen zu sparen und für Transparenz zu sorgen - erfüllt. Er bestreitet denn auch den von Santésuisse für den Apothekerkanal angeführten Kostenanstieg von 11 Prozent. Der Apothekerverband habe nur eine Kostensteigerung von 4,6 Prozent festgestellt, betonte er gegenüber der NZZ. Für den grossen Anstieg seien die Hersteller und der Versandhandel mitverantwortlich. Auch die Apotheker haben sich nach Angaben Jordans die Förderung der Generika zum Ziel gesetzt. Trotz Anfangsschwierigkeiten nehme deren Anteil laufend zu.

Mit der Kündigung setze Santésuisse das bisher Erreichte aufs Spiel, warnte der SAV-Präsident. Immerhin seien durch das LOA-Modell im vergangenen Jahr 51 Millionen Franken eingespart worden. Dank dem Stabilisierungsbeitrag von 2,7 Prozent sei ein weiterer Sparbetrag von 56 Millionen dazugekommen. Die Krankenkassen nehmen laut Jordan mit ihrer Vertragskündigung negative Folgen für die Patienten in Kauf. Diese erhielten in einem vertragslosen Zustand ihre Rechnungen direkt und müssten diese auch selber bezahlen.

Ob ein neuer Vertrag zustande kommt, ist ungewiss. Der Apothekerverband will erst die Situation analysieren. "Neue Verhandlungen setzen verlässliche Partner voraus. Es ist schwierig, mit einem Partner zusammenzuarbeiten, dem man nicht vertrauen kann", kritisierte Jordan.

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