News Abo

Couchepins Prämien-Trick

 

20.07.2003, Versprochen werden moderate Prämienerhöhungen - tatsächlich gibt es aber für Hunderttausende einen Rekordaufschlag.

«Dank den erzielten ausgezeichneten finanziellen Resultaten kann die Generaldirektion der Assura auf jegliche Prämienerhöhungen im Bereich der obli gatorischen Krankenkpflegeversicherung sowie der Zusatzversicherung verzichten.» Die Krankenkasse werde lediglich die neuen gesetzlichen Anpassungen auf den ersten Januar 2004 durchführen, schrieb die Assura in einer offiziellen Mitteilung vom letzten Mittwoch. Andere Krankenversicherer sprechen von der moderatesten Prämienrunde seit Jahren. Das ist Augenwischerei. Denn wegen der gesetzlichen Anpassungen müssen im Herbst Hunderttausende Versicherte so hohe Aufschläge schlucken wie noch nie.

Zur kostenbedingten Teuerung von gegen sieben Prozent kommen massive Sonderbelastungen hinzu, welche die Krankenversicherer in ihren veröffentlichten Rechnungen unterschlagen. Das auf den 1. Januar in Kraft tretende Reformpaket von Pascal Couchepin bringt höhere Selbstbehalte und vor allem eine Senkung der Maximalrabatte auf den Wahlfranchisen.

Die Rabattkürzung geht für die Versicherten ins Geld. Sie kostet rund 500 000 Versicherte mit der Maximalfranchise von 1500 Franken ab 1. Januar bis zu 16,7 Prozent mehr Prämie. Inklusive des kos- tenbedingten Prämienschubs ergibt sich ein Aufschlag von gut und gerne 25 Prozent. Dies zeigen Berechnungen der SonntagsZeitung anhand der Angaben des Bundesamtes für Sozialversicherung (BSV).

Pascal Couchepin schlägt politisches Kapital aus der «erfolgreichen» Reform.

Aus der nebenstehenden Tabelle lassen sich die Aufschläge allein wegen der Rabattkürzung individuell für die verschiedenen Wahlfranchisen ermitteln:

Die Referenz bildet eine monatliche Prämie (Referenzprämie) ohne Zusatzversicherungen mit der minimal vorgeschriebenen Franchise (heute 230, ab 2004 sind es 300 Franken). Diese ordentlichen Prämien sind teilweise auf der Krankenkassenpolice aufgeführt. Ansonsten lassen sie sich aus der effektiv bezahlten Prämie errechnen. Wer die Franchise 1500 Franken gewählt hat, muss seine Prämie mit dem Faktor 1,67 multiplizieren, bei 1200 Franken mit 1,43, bei 600 Franken mit 1,18 und bei 400 Franken mit 1,09.

Versicherte mit einer Referenzprämie von 250 Franken pro Monat und einer 1500-Franken-Franchise müssen allein wegen der Rabattkürzung auf den Wahlfranchi sen einen Aufschlag von 16,7 Prozent schlu cken. Bei einer Wahlfranchise von 1200 Franken sind es immer noch 8,6 Prozent.

Neben der «Nullrunde» der Assura stellte die Groupe Mutuel den Kunden ihrer 16 einzelnen Kassen letzte Woche einen Prämienschub von durchschnittlich nur 3,52 Prozent in Aussicht. «Dieser Anstieg ist der niedrigste, der seit mehreren Jahren verzeichnet wurde», kommentiert André Grandjean von der Groupe-Mutuel-Geschäftsleitung.

Die veröffentlichten Aufschläge beziehen sich jedoch wie in den letzten Jahren nur auf Versicherte mit Minimalfranchise. In der Rechnung der Groupe Mutuel ist die Hälfte aller Versicherten damit ausgeklammert, wie Grandjean bestätigt. Die Rechnung der Assura basiert nach Angaben eines Insiders auf zehn Prozent der Kunden. André Grandjean wehrt sich gegen den Vorwurf der Augenwischerei an die Adresse der Groupe Mutuel. «Wir haben auf die Rabattkürzung in unserer Mitteilung hingewiesen.»

Für die Assura und die Groupe Mutuel geht es auch um Kundenfang. Beide liebäugeln mit den Kunden der ins Trudeln geratenen Intras. Die Versicherten der Intras sind nach Angaben des BSV im Durchschnitt 36 Jahre jung. «Das sind in der Regel gesunde Leute, also gute Risiken», sagt BSV-Mann Daniel Wiedmer. Die geschönten Prämienerhöhungen sind sehr werbewirksam.

Pascal Couchepin seinerseits kann vordergründig bereits im ersten Jahr als Sozialminister gegenüber seiner viel gescholtenen Vorgängerin Ruth Dreifuss punkten. Kritiker von Couchepin unterstellen dem Bundespräsidenten jedoch Absicht. Er habe mit Rücksicht auf sein Image den Weg der versteckten Prämien erhöhung gewählt.

Weitere Informationen und Links:



Newsletter abonnieren
Auf  diesem Link abonnieren Sie unseren Newsletter und sind stets aktuell informiert.


Eigene News publizieren
Haben Sie eine aktuelle Firmeninformation oder ein Angebot, dass Sie hier publizieren möchten?
Auf  diesem Link erfassen Sie die entsprechenden Informationen.

www.helpnews.ch

Der Onlineverlag HELP Media AG publiziert seit 1996 Konsumenteninformationen für Schweizerinnen und Schweizer. Mit über 150 Suchmaschinen und Informationsportalen gehört HELP Media AG zu den Marktleadern im Schweizer Onlinemarkt.

offene Jobs
Referenzen
  Online-Shop

HELP Media AG in Social Networks
Facebook X (früher Twitter) Instagram LinkedIn YouTube

Ihre Werbeplattform

HELP.CH your e-guide ® ist ein führendes Verzeichnis der Schweiz mit über 18 Mio. erweiterten Wirtschafts- und Firmendaten, 2'500 eigenen Schweizer Webadressen (Domains) und 150 eigenständigen Informationsportalen. Ausserdem betreibt der Onlineverlag HELP Media AG eines der grössten Schweizer Medien-Netzwerke mit über 1 Mio. Webseiten in allen Interessensbereichen.

www.help.ch

Kontakt

  • Email:
    info@help.ch

  • Telefon:
    +41 (0)44 240 36 40
    0800 SEARCH
    0800 732 724

  • Zertifikat:
    Sadp