Schwitzende Hausdächer |
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02.10.2012, Forschende der ETH Zürich lassen Hausdächer schwitzen: Eine neuentwickelte Kunststoffmatte für Dächer könnte dereinst helfen, Gebäude zu kühlen, ohne dabei Strom zu verbrauchen.
Für die «schwitzenden» Matten verwendeten die Forscher ein spezielles Polymer mit der Abkürzung PNIPAM, das von einer wasserdurchlässigen Membran geschützt wird. So kann sich die Matte bei Regen mit Wasser füllen. Die Speicherkapazität von PNIPAM ist temperaturabhängig. Wird das Material unter direkter Sonneneinstrahlung wärmer als 32 Grad, zieht es sich zusammen und nimmt wasserabstossende Eigenschaften an. Dadurch wird das Wasser durch die Membran an die Oberfläche der Matte gepresst, wo es wie Schweiss auf unserer Haut verdunstet.
Tests mit Modellhäuschen
Getestet haben die Forscher das Prinzip im kleinen Massstab: Sie deckten Dächer von Modelleisenbahnhäuschen mit fünf Millimeter dicken Matten und liessen diese von einer speziellen Lampe bestrahlen, die das Sonnenlicht in unseren Breitengraden imitiert. Dabei massen die Wissenschaftler die Temperatur im Innern der Minitaturhäuschen.
Im Vergleich mit einer Matte, die mit einem konventionellen Polymer gefüllt ist, das sich bei Hitze nicht zusammenzieht, war die Kühlleistung der PNIPAM-Matte deutlich grösser. «Das mit der PNIPAM-Matte isolierte Haus wärmte sich viel weniger schnell auf», sagt ETH- Doktorandin Aline Rotzetter, Erstautorin der Originalpublikation in der Fachzeitschrift «Advanced Materials». Denn eine Matte mit einem konventionellen Polymer sei vergleichbar mit einem gewöhnlichen Schwamm, während PNIPAM-Matten gezielt Wasser abgäben, wenn sie sich erwärmten.
Weniger Strom für Klimaanlage
Mit solchen Matten bedeckte Gebäude müssten bei hohen Temperaturen weniger stark mit Klimaanlagen gekühlt werden. Nach Berechnungen der ETH-Wissenschaftler würde man beispielsweise bei einem Einfamilienhaus bei starker Sonneneinstrahlung im Juli bereits mit einer wenigen Millimeter dicken Matte bis zu 60 Prozent der für die Klimatisierung aufgewendeten Energie einsparen können.
Den Schritt vom Modellhaus zum richtigen Gebäude steht allerdings nicht unmittelbar an. Zunächst müssten eine Reihe offener Fragen geklärt werden, wie zum Beispiel jene, ob die Verdampfungsmatten auch frostresistent seien, sagt Rotzetter. Da die Kühlmethode nun in einer Fachzeitschrift veröffentlicht und nicht patentiert sei, stünde es jedermann frei, sie aufzugreifen und zur Marktreife weiterzuentwickeln. «Eignen würde sich unsere schwitzenden Matten auch für Entwicklungs- und Schwellenländer in warmen Weltregionen, denn das System ist sehr kostengünstig.»
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