Zahnärzte: Wettbewerb ohne scharfe Zähne

 

13.08.2003, Neue Zahnarztzentren und der Trend zu kosmetischen Behandlungen bringen den Zahnarztmarkt zwar in Bewegung - von einem harten Konkurrenzkampf ist bisher aber wenig zu spüren. Wegen der Personenfreizügigkeit mit der EU befürchten Zahnärzte jedoch einen Preisdruck. Aesthetische Zahnbehandlungen boomen.

"Einerseits jammern die Leute über die hohen Zahnarztrechnungen. Anderseits müssen die Zähne strahlend weiss sein wie in Hollywood", wundert sich Peter Jäger, Sprecher der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft SSO. "Die Nachfrage nach Bleichverfahren ist massiv gestiegen", bemerkt Jens Schug, Zahnarzt beim wwiss Dental Center in Zürich. Wer sich mittels Chemie die Zähne bleichen lassen will, braucht nicht einmal mehr in eine Zahnarztpraxis zu gehen. Einzelne Zahnärzte verrichten ihr Bleichwerk in Coiffeursalons.

Nicht bei allen Zahnärzten kommt dies gut an. "Fragwürdig", findet dies Beat Wäckerle, Präsident der Zahnärzte-Gesellschaft des Kantons Zürich. Auch werden die gemäss Wäckerle "amerikanischen Werbemethoden", mit denen neue Zahnarztzentren wie das Swiss Dental Center um Aufmerksamkeit buhlen, nicht überall goutiert.

NEUE DENTAL-ZENTREN IN STÄDTEN

Ungewohnte Werbekampagnen und der Trend zu kosmetischen Zahnbehandlungen bringen den Zahnarztmarkt in Bewegung. Daneben haben im Grossraum Zürich verschiedene neue Zahnarztzentren ihre Tore geöffnet oder sind in Planung, etwa in Shopping-Zentren oder am Hauptbahnhof. Im Shoppingcenter Volkiland in Volketswil hat die Westschweizer Kette Ardent dieser Tage acht Praxisräume eröffnet und dabei Preissenkungen von 20% in Aussicht gestellt. Zürich, Basel und Genf sind im Gegensatz zu den ländlichen Gebieten bereits heute mit Zahnärzten überversorgt. Wer aufgrund der vielen Zahnärzte in den Grossstädten einen erbitterten Konkurrenzkampf und Preiswettbewerb erwartet, sieht sich aber getäuscht.

Der Wettbewerb im Zahnarztmarkt ist äusserst zahm, obwohl die Konsumenten die im Vergleich mit dem Ausland teuren Zahnbehandlungen aus dem eigenen Sack berappen müssen. "Der Zahnarzt kann wegen der Informationsasymmetrie den Standard der Behandlung steuern und auch Luxusvarianten vorschlagen", erläutert der Gesundheitsökonom Gerhard Kocher. Die Zahnarztausgaben sind in der Schweiz mitnichten tiefer als in Ländern, in denen die Krankenkassen zahlen. Die Eigenverantwortung, oft als Heilmittel für das an Finanzierungsproblemen leidende Gesundheitswesen gepriesen, erweise sich hier keineswegs als wirkungsvoll, meint Kocher.

ZAHL DER ZAHNÄRZTE GEHT ZURÜCK

Ängste vor einem neuen Preiswettbewerb plagen einzelne Zahnärzte wegen der Personenfreizügigkeit mit der EU. Seit Inkrafttreten der bilateralen Verträge hätten 250 neue Zahnärzte angeklopft, bemerkt Jäger. Die Lage sei aber noch nicht dramatisch.

Wie es nach dem 1. Juni 2004, ab dem die volle Freizügigkeit gilt, und nach der EU-Osterweiterung sein wird, ist schwierig vorauszusagen. Dass im nächsten Jahr massenhaft deutsche Zahnärzte in die Schweiz kommen und mit Dumpingpreisen aufwarten, bezweifelt Wäckerle. "Der Finanzierungsbedarf einer neuen Praxis beträgt rund 1 Mio Fr. Die ausländischen Zahnärzte müssen auch nur mit Wasser kochen." Etwas Zuwanderung schadet ohnehin nicht.

"Die Abgänge aus der Praxis sind grösser als die Zuzüge von den Schweizer Universitäten", erklärt Jäger. Bei den Zahnärzten mit eigener Praxis rechnet Jäger in den nächsten Jahren mit einer Abnahme. Die Ausbildungskapazitäten an den Unis sind pro Jahr auf 130 begrenzt. Dieser "Numerus technicus" verhindert, dass die Zahl der Zahnärzte wie bei den Allgemeinmedizinern in die Höhe schiesst.

Die SSO geht bei einer 42Stunden-Woche von einem Modelleinkommen von 200 000 Fr. aus. Gemäss dem Bundesamt für Statistik sind die Zahnarztausgaben von 1995 (2,63 Mrd Fr.) bis 2000 (2,845 Mrd Fr.) um 8% gestiegen (siehe dazu Tabelle). Die Gesamtkosten des Gesundheitswesens nahmen im gleichen Zeitraum hingegen um fast 20% zu. In Prozent der gesamten, Gesundheitsausgaben gemessen sind die Zahnarztkosten deshalb rückläufig. 2000 betrugen sie noch 6,6%. "Der Rückgang sollte aber noch"stärkéi"~eih~ Denn die Zahngesundheit wird immer besser", erklärt Kocher. Die Prophylaxe- Bemühungen zeigen Wirkung. Der Anteil des medizinischen Zwangskonsums ist rückläufig.

Die knapp 7% der Gesundheitsausgaben, welche für die Zähne ausgegeben werden, sind in der Öffentlichkeit selten ein Thema. Zum Vergleich: Bei den ungefähr 14000 Ärzten mit Praxistätigkeit fallen mit 14,2% nur etwas mehr als doppelt so viele Kosten an wie bei den Zahnärzten. Die Ärzte werden wegen der steigenden Krankenkassenprämien aber immer mehr zu Buhmännern. Der Unterschied könnte in der eigenverantwortlichen Finanzierung der Zahnbehandlungen liegen, welche als weniger belastend als Zwangsabgaben (Prämien) empfunden wird. Ins Blickfeld der Öffentlichkeit kamen die Zahnärzte in letzter Zeit, weil sie sich lauthals gen ei é"vom t unâësrat angestrebte öffentliche Bekanntgabe ihrer Taxpunktwerte sträubten. Mittlerweile scheinen sie diese Kröte geschluckt zu haben.

"Dann machen wir es halt", sagt Jäger. Ein Allheilmittel der Transparenz sei dies aber nicht.

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