Gesundheitskosten: Wo sparen?

 

25.08.2003, Der zunehmende Kostendruck im Gesundheitswesen zwingt uns, alle Kostenfaktoren unvoreingenommen zu überprüfen. Dies gilt auch für Interessen, welche bisher aus politischen Gründen geschont wurden, und von solchen soll hier die Rede sein.

Auch bei gemeinsamer Sparanstrengung aller Beteiligten resultiert im günstigsten Fall nur eine Verlangsamung des Kostenschubes, denn wir werden immer älter und die Medizin wird immer komplexer und aufwändiger.

Zu hohe Medikamentenpreise

Rund 25% der Gesamtkosten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung werden für Medikamente ausgegeben. Ein bekannter Baselbieter Nationalrat erklärte kürzlich dazu, wir könnten uns diese Preise leisten, und bei tieferen Preisen gingen Arbeitsplätze verloren. Dem muss unbedingt widersprochen werden. Wir können uns die höchsten Preise in Europa nicht mehr leisten, und Arbeitsplätze gehen bei einer Preissenkung kaum verloren, denn nur 2% der Schweizer Pharmaproduktion werden im Inland verkauft, 98% werden exportiert. Mit einer Preissenkung von 20% könnte die obligatorische Krankenversicherung pro Jahr rund 750 Millionen Franken einsparen, und wir gehörten immer noch zu den Hochpreisländern. Parallelimporte und kleinere Margen bei Produzenten, Gross- und Fachhandel lassen sich nicht länger vermeiden. Gewisse Generika sind in der Schweiz teurer als die Originalpräparate im angrenzenden Ausland, auch das sollte sich ändern.

Apropos Arzthonorare

Sollen operativ tätige Ärzte im Mittel weiterhin doppelt so viel verdienen wie die nicht operativ tätigen Allgemeinpraktikerinnen und -praktiker, Kinderärztinnen und -ärzte sowie Psychiaterinnen und Psychiater? Der Gesundheitsökonom Jürg Sommer nennt das eine «ausgeprägte Zweiklassengesellschaft auch unter den Ärzten». Der neue Tarifvertrag Tarmed würde dieses Missverhältnis nur unbedeutend korrigieren, aber die invasiv tätigen Ärzte verweigern dennoch ihre Unterschrift. Hinzu kommt, dass manche Chirurgen auch unnötige Operationen durchführen, wie eine Studie des freisinnigen Nationalrates und Präventivmediziners Felix Gutzwiller gezeigt hat. Damit werden unnötige Kosten verursacht und die Patientinnen und Patienten werden einem unnötigen Operationsrisiko ausgesetzt. Auch die Chefarzteinkommen dürfen nicht länger ein Tabu bleiben.

Zu hohe Ärztedichte?

Schon heute steht fest, dass der dreijährige Praxisbewilligungsstopp keine Reduktion der Praxiseröffnungen bringt. Dies vor allem, weil vor Inkrafttreten der Verfügung viele Ärztinnen und Ärzte noch eine Praxisbewilligung eingeholt haben. Es ist volkswirtschaftlich auch nicht sinnvoll und moralisch kaum vertretbar, einen Medizinstudenten für Hunderttausende von Steuerfranken zum Arzt auszubilden, und ihm nachher die Berufsausübung zu verweigern. Die Regulierung der Ärztedichte hat nicht am Schluss, sondern am Anfang des Medizinstudiums zu erfolgen - falls sie überhaupt notwendig ist.

Schon heute bekunden einige Sparten und Spitäler Mühe, genügend ärztliches Personal zu rekrutieren. Eine «Aufhebung des Kontrahierungszwangs» ist überflüssig, denn schon das bisherige KVG erlaubt die Sanktionierung und den Ausschluss von unwirtschaftlich arbeitenden Ärztinnen und Ärzten.

Krankenkassen-Prämien: Sozialziel bei weitem nicht erreicht

Das so genannte Sozialziel des Bundesrates - keine Familie soll mehr als 8% ihres steuerbaren Einkommens für die Krankenversicherung ausgeben - ist bei weitem nicht erreicht. Felix Gutzwiller forderte denn auch, dass die Kantone die Bundesbeiträge zur Prämienverbilligung voll ausschöpfen. Diese Forderung ist zum Beispiel im Kanton Baselland nicht erfüllt. Die von Bundesrat Couchepin verfügte Heraufsetzung von Franchise und Selbstbehalt stellt eine zusätzliche Belastung dar. Hohe Selbstbehalte und Franchisen führen erwiesenermassen dazu, dass vor allem Menschen mit kleinem Einkommen zu spät zum Arzt gehen. Die Folgen davon sind geringere Heilungschancen und höhere Behandlungskosten. Gespart wird dabei kaum.

Spitalplanung: Konzentration!

Angesichts der immensen Kosten und der hohen Qualitätsansprüche sollte die regionale Spitalplanung nicht mehr nach politischen, sondern nur nach medizinischen und ökonomischen Kriterien erfolgen. Dies gilt auch für den Entscheid über die Anzahl notwendiger Kantonsspitäler im Baselbiet. Die notwendige Sanierung des Kantonsspitals Bruderholz würde 340 Millionen Franken kosten, ein Neubau 20 Millionen weniger. Für einige technische Erneuerungen während der nächsten drei Jahre beantragt die Kantonsregierung 40 Millionen Franken, ohne Zinsbelastung und ohne die übliche Kreditüberschreitung. Wie sinnvoll ist diese Investition, falls wir uns für einen Neubau entscheiden? Und wo würde dieser Neubau stehen?

Die gegenseitige Abhängigkeit der verschiedenen Spezialgebiete ist heute sehr hoch. Deshalb ist nicht nur die einzelne Fachklinik - wie etwa die Kinderklinik - an ein und demselben Ort zu vereinen, sondern alle Zentrumskliniken sind in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander anzusiedeln. Die optimale Auslastung des spezialisierten Personals und der sehr teuren Infrastruktur ist nur bei Konzentration an ein und demselben Ort möglich.

Vorbeugen ist billiger als heilen

Die Lebenserwartung hat im letzten Jahrhundert um rund 35 Jahre zugenommen - zum kleinsten Teil wegen der medizintechnischen Fortschritte, sondern vor allem dank Präventivfaktoren wie bessere Arbeits-, Einkommens- und Wohnverhältnisse. Doch heute öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich auch bei Gesundheit und Lebenserwartung. Vor allem die Männer der untersten sozialen Schichten werden in den westlichen Industrieländern häufiger krank und invalid, sie leben rund zehn Jahre weniger lang als Angehörige der Oberschicht. Die Chancengleichheit im Gesundheitsbereich lässt sich durch Prävention, durch Abbau der sozialen Ungleichheit verbessern: Existenzsichernde Löhne für unsere 250 000 Working Poors, erschwingliche Betreuungsangebote für die Kinder von Berufstätigen, bessere Luftqualität und weniger Lärm in benachteiligten Wohnquartieren, wirksamere Präventivprogramme gegen Risikofaktoren wie Fehlernährung, Bewegungsmangel, Tablettenkonsum, Alkohol und Rauchen sind erwünscht.

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