Das Gesundheitssystem richtet sich auf chronische Krankheiten aus |
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20.08.2015, Die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung ist im Allgemeinen sehr gut. Dennoch steht das Gesundheitssystem inmitten grosser Herausforderungen, um sich optimal auf die stark wachsende Zahl chronisch erkrankter Menschen auszurichten. Der Nationale Gesundheitsbericht 2015 beschreibt konstruktive Optimierungen und bereits umgesetzte Schritte. Darüber hinaus vermittelt der soeben erschienene Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums einen aktuellen Überblick zur Gesundheit der Schweizer Bevölkerung, indem er zahlreiche gesundheitsrelevante Indikatoren über den gesamten Lebenslauf auswertet.
Daneben beschreibt der Bericht umfassend die gesundheitliche Situation der Schweizer Bevölkerung sowie deren Einflussfaktoren. Er vermittelt insgesamt eine Momentaufnahme zu Gesundheit und Krankheit, macht die aktuellsten verfügbaren Gesundheitsdaten fassbar und gibt Anstösse zur gesundheitspolitischen Diskussion.
Gesundheit der Schweizer Bevölkerung – ein facettenreiches Bild
Als Rahmen zur Darstellung der Gesundheit in der Schweiz dient ein Indikatorensystem, das die epidemiologischen Informationen übersichtlich darstellt und auf die erfreulichen wie auch die problematischen Seiten hinweist. Im Allgemeinen leben wir länger gesund. Aus den Gesundheitsdaten ist indessen zu lesen, dass der Gesundheitszustand von Personen mit geringem Einkommen oder tiefer Bildung schlechter ist als jener der Durchschnittsbevölkerung. Dies ist keine neue Erkenntnis, aber der Gesundheitsbericht bestätigt erneut, dass gesundheitliche Ungleichheit auch in der Schweiz ausgeprägt vorhanden ist.
Der Nationale Gesundheitsbericht untersucht mit seinen Indikatoren verschiedene Lebensabschnitte von der Kindheit bis ins Alter und zieht daraus Schlüsse: Wenn sich zum Beispiel Übergewicht bereits im jungen Alter manifestiert, ist das Risiko gross, dass später im Leben Gesundheitsschäden auftreten. Die Fakten zeigen: Der Anteil übergewichtiger Jugendlicher zwischen 16 und 24 Jahren hat sich über 20 Jahre verdoppelt von 11 auf 24 Prozent bei den Männern und von 8 auf 14 Prozent bei den Frauen. Der Anteil übergewichtiger und adipöser Erwachsener ist zwischen 1992 und 2012 von 30 auf 41 Prozent gestiegen.
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind zudem psychische Beschwerden auffallend häufig: 15 Prozent der jungen Frauen und 8 Prozent der jungen Männer verspüren mittlere bis schwere depressive Symptome. Während dieser Anteil in späteren Lebensphasen abnimmt, steigt der Anteil rauchender und Alkohol konsumierender Personen stark an. Im mittleren Lebensalter werden chronische Erkrankungen immer dominanter. Derzeit sind 2,2 Millionen Menschen in der Schweiz von chronischen Krankheiten betroffen. Bei den über 50-Jährigen leidet jeder und jede Fünfte sogar an mehr als einer chronischen Krankheit. Zudem ist der Konsum von Medikamenten, die sehr zurückhaltend eingesetzt werden sollten, im Alter weit verbreitet: Beinahe jede achte Person über 74 Jahren nimmt fast täglich Schlaf- oder Beruhigungsmittel ein.
Chronisch Kranke – Basis und Ziel einer Erneuerung des Gesundheitssystems
Aufgrund der hohen Verbreitung und Krankheitslast stehen in der Schweiz Krebs, Diabetes, Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen, muskuloskelettale Erkrankungen, Depressionen und Demenzerkrankungen im Fokus. Viele dieser Krankheiten werden durch das Verhalten der betroffenen Personen mitverursacht: Exzessiver Konsum von Alkohol und Tabak sowie mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung und das damit verbundene Übergewicht über alle Altersstufen sind massgeblich beteiligt.
Aufgrund der Alterung der Bevölkerung wird die Zahl chronisch kranker und multimorbider Menschenin den kommenden Jahrzehnten weiter stark steigen. Das Schweizer Gesundheitssystem ist auf diese Zunahme erst teilweise vorbereitet, da es bisher hauptsächlich auf die Versorgung akut kranker Menschen ausgerichtet war. Die meisten Akteure im Gesundheitswesen sind sich einig, dass die Prioritäten verschoben werden müssen zu einer patientenzentrierten, wirksamen und nachhaltigen Betreuung von chronisch und multimorbid erkrankten Personen. Der Nationale Gesundheitsbericht beleuchtet verschiedene Ansätze und Strategien, diesen Wandel zu unterstützen. Dazu gehören: - Die Förderung des Selbstmanagements von chronischen Erkrankungen, damit Betroffene sich selbst besser helfen können. - Die Vermeidung von Doppelspurigkeiten im Behandlungsprozess im Rahmen einer integrierten, patientenorientierten Gesundheitsversorgung. - Die Verminderung chronischer Krankheiten oder deren ungünstige Entwicklungen durch aktive Mobilität, auch im Alter.
Die im Nationalen Gesundheitsbericht präsentierten Strategien verstehen sich als Diskussionsbeiträge und Ideen, wie künftig mit der steigenden Zahl chronisch kranker Menschen umgegangen werden kann. Der Bericht kann damit auch einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung einer Strategie zur Bekämpfung von nicht übertragbaren Krankheiten (NCD-Strategie) durch Bund und Kantone leisten. So hoffen Bundesrat Alain Berset und der Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren Philippe Perrenoud, «dass der Gesundheitsbericht neue Impulse gibt, damit die Akteure im Schweizer Gesundheitswesen die Herausforderungen durch chronische Krankheiten gemeinsam meistern können».
Medienkontakt:
Monika Diebold Schweizerisches Gesundheitsobservatorium
Tel.: +41 58 463 65 58 E-Mail: monika.diebold@bfs.admin.ch
Über Schweizerisches Gesundheitsobservatorium:
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