Jede dritte Bergbahn überlebt nur dank öffentlicher Hand |
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28.12.2015, Der Start in die Wintersaison versprach für die Schweizer Bergbahnen wenig Gutes: Grüne Hänge, drohendes Wegbleiben ausländischer Gäste. Neu sind die Probleme nicht: Die Frequenzen sinken seit Jahren. Ein Drittel der Bahnen könnte ohne Hilfe der öffentlichen Hand nicht überleben, schreibt heute htr.ch
Laut Andreas Keller, Sprecher des Verbands Seilbahnen Schweiz, sind es zwei Hauptfaktoren, die den Schweizer Bergbahnbetreibern das Leben schwer machen: Erstens würden die Leute in ganz Europa weniger Schneesport betreiben als früher, was auch an der schwächelnden Wirtschaft in Europa liege: Manche könnten sich den teuren Wintersport nicht mehr leisten. Dazu seien Bade- und Städteferien durch die Billigflüge so günstig geworden wie kaum je zuvor, was die Skiferien konkurrenziere.
Der zweite Faktor: Die Schweiz habe mit dem starken Franken einen «gewichtigen Nachteil», sagt Keller. Tatsächlich setzte der Rückgang der Besucherzahlen ziemlich genau dann ein, als sich der Franken gegenüber dem Euro deutlich aufzuwerten begann (2009).
Man wolle «nicht jammern», betont Keller gegenüber htr.ch. Aber es sei halt einfach so, dass die Skiferien in der Schweiz für Gäste aus Europa deutlich teurer geworden seien. Und für Schweizer würden ja gleichzeitig die Ferien in Europa günstiger.
Augenfällig ist dies bei den Skipässen: In Franken umgerechnet haben sich diese über die letzten Jahren in der Schweiz mit Abstand am deutlichsten verteuert, was allerdings zu einem grossen Teil der Währungsaufwertung geschuldet sei. Denn in Lokalwährungen gerechnet zeigt sich, dass sich die Skitickets in Österreich, Frankreich oder Italien stärker verteuert haben.
«Strukturbereinigung»
Die Schweizer Skidestinationen haben sich wegen des starken Frankens mit Preiserhöhungen zurückgehalten, um verglichen mit dem Ausland nicht noch teurer zu werden. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wären aber eigentlich Mehreinnahmen nötig, sagt Keller.
Dauert die Frankenstärke noch länger, könnte es deshalb für einige Bahnen gefährlich werden. Darüber, ob Bahnen den Betrieb werden einstellen müssen, will Keller nicht spekulieren. Es sei aber «durchaus möglich, dass es Strukturbereinigungen gibt», sagt er.
Viele Gemeinden oder Kantone greifen Bahnen deshalb bereits heute unter die Arme. Laut Keller kann sich nur rund ein Drittel der Bergbahnen in der Schweiz komplett selbständig finanzieren. Ein weiterer Drittel sei zu einem Teil abhängig von Darlehen oder anderen Geldern der öffentlichen Hand. Und das letzte Drittel könnte ohne Engagement von Gemeinden oder Kantonen gar nicht überleben.
Bei Bergbahnen Schweiz hoffe man auf bessere Rahmenbedingungen wie steuerliche Begünstigungen – und auf den einheimischen Nachwuchs: Mit verbilligten und einfach buchbaren Angeboten für Schulen versucht der Verband, den Kindern den Schneesport schmackhaft zu machen. Damit die künftigen Kunden die Besucherzahlen wieder nach oben schrauben.
Bild: Gstaad Saanenland
Medienkontakt:
Andreas Keller Leiter Kommunikation / Mediensprecher 031 359 23 14 andreas.keller@seilbahnen.org
Über Seilbahnen Schweiz:
Ihm gehören als ordentliche Mitglieder rund 350 der etwa 500 Seilbahnunternehmungen aus allen Regionen des Landes an; darunter sämtliche grossen und mittelgrossen Unternehmungen, aber auch viele kleinere Bahnen. Die Seilbahnen Schweiz versteht sich daher als umfassende Branchenvertretung.
Dies wird unterstrichen durch die Tatsache, dass dem Verband als „Befreundete Mitglieder“ auch rund 120 Industrieunternehmen aus dem Bereich Seilbahnbau angehören. Der Vorgängerverband von SBS wurde im Oktober 1900 in Olten gegründet.
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