Alleingelassen auf Lesbos: SOS-Kinderdorf warnt vor Eskalation |
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15.09.2020, Das Chaos und die Unsicherheit nach dem Brand des Flüchtlingscamps von Moria sind eine extreme Belastung für Anwohner und Geflüchtete: SOS-Kinderdorf warnt vor einer Eskalation.
Das Chaos und die Unsicherheit nach dem Brand des Flüchtlingscamps von Moria sind eine extreme Belastung für Anwohner und Geflüchtete: SOS-Kinderdorf warnt vor einer Eskalation.
Die Stimmung zwischen Bewohnern und Geflüchteten auf Lesbos spitzt sich weiter zu: Die Wut der Anwohner richtet sich jetzt zunehmend gegen die Migranten – und macht auch vor Helfern und Kindern nicht Halt. Um die schwierige Situation zu deeskalieren, bräuchten alle Beteiligten gleichermassen Unterstützung, sagt Popi Gkliva, Nothilfekoordinatorin von SOS-Kinderdorf Griechenland. Und zwar dringend, denn ein Grossteil der über 12.000 Bewohner des abgebrannten Flüchtlingslagers Moria befinde sich nach wie vor auf der Strasse, darunter 4.000 Kinder und Jugendliche.
«Unsere Mitarbeiter wurden angegriffen und bedroht, ebenso wie Familien und Minderjährige», berichtet Gkliva. «Die Flüchtlingskinder, die wir betreuen, sind völlig verstört. Einige haben Bilder gemalt, auf denen sie von griechischen Anwohnern mit Steinen beworfen werden. Aber auch die einheimischen Kinder sind verschreckt und trauen sich zum Teil nicht mehr auf die Strasse», so Gkliva weiter. Die Situation sei für beide Seiten unerträglich.
«Die Geflüchteten sind am Ende ihrer Kräfte und oberstes Gebot ist es, die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Hygiene und Versorgung zu erfüllen. Gleichzeitig müssen auch die griechischen Bewohner der Insel wirtschaftliche und psychologische Unterstützung bekommen. Sie werden seit sieben Jahren mit der Situation alleingelassen und viele sind in existenzielle Not geraten», sagt Gkliva. Der Tourismus und die Wirtschaft seien stark zurückgegangen, die zusätzliche Belastung durch die Corona-Massnahmen breche vielen Menschen das Genick.
Bereits in der Vergangenheit war es immer wieder zu Zusammenstössen zwischen Geflüchteten und Einheimischen gekommen, die nach der Zerstörung des Camps wieder zugenommen hatten. Griechische Anwohner hätten zum Beispiel Zufahrtswege blockiert, um die Aufräumarbeiten in Moria zu behindern.
«Wir müssen endlich eine dauerhafte menschliche Lösung finden – und zwar jetzt», sagt Gkliva. Europäische Staaten müssten einen Teil der Menschen aufnehmen. Gleichzeitig müssten in Kooperation mit den griechischen Bewohnern Wege gefunden werde, diejenigen Geflüchteten zu integrieren, die auf Lesbos und dem griechischen Festland bleiben werden. «Es geht nur gemeinsam! Wenn wir die einheimische Bevölkerung aussen vorlassen, haben wir keine Chance», sagt Gkliva.
SOS-Kinderdorf unterstützt sowohl notleidende griechische Kinder und Familien als auch Flüchtlinge. In den SOS-Sozialzentren wird die Integration Geflüchteter seit Jahren gefördert.
Medienkontakt:
Nathalie Rutz,
Mediensprecherin Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz
Tel.: 031 979 60 64, E-Mail:
Über Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz:
Seit über 60 Jahren arbeiten wir deshalb mit verschiedenen Partnern zusammen, um Familien bei der Betreuung ihrer Kinder zu unterstützen oder eine alternative Betreuung in einer liebevollen familiären Umgebung anzubieten, beispielsweise in einer SOS Kinderdorf-Familie.
Unser Handeln orientiert sich stets am Interesse des Kindes, und für jedes Kind in unserer Obhut gibt es einen individuellen Entwicklungsplan. Wir konzentrieren uns auf die Betreuung, Gesundheit und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen.
Wir bieten langfristig praktische Unterstützung an, damit Kinder und Jugendliche beständige Beziehungen aufbauen und die künftigen Herausforderungen des Lebens meistern können. Dadurch werden gleichzeitig die Gemeinden und die gesamte Gesellschaft gestärkt.
Wir setzen uns bei Regierungen und internationalen Organisationen für Kinder ein, um Verletzungen ihrer Rechte aufzuzeigen und zu unterbinden sowie ihre Lebensbedingungen weltweit zu verbessern. Dafür brauchen wir die Unterstützung von Partnern und Spendern, um so vielen Kindern wie möglich ein liebevolles Zuhause und eine zweite Chance auf eine glückliche Kindheit geben zu können.
Quellen:


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