Ausstellungseröffnung “Akris: St.Gallen, selbstverständlich”

 


13.10.2023, Wenn es ein Modehaus gibt, in dem Stoff und Stadt verwurzelt sind, dann bei Akris in St.Gallen, der Stadt der Stickerei. Seit 100 Jahren pflegt das einzige Schweizer Modehaus mit Mitgliedschaft in der Fédération de la Haute Couture et de la Mode seinen geografischen Ursprung.

Die Ausstellung “Akris: St.Gallen, selbstverständlich” verortet die eigene Handschrift des Modehauses in seiner regionalen Verwurzelung, gibt Einblick in die enge Zusammenarbeit mit der St.Galler Textilindustrie und präsentiert jene Kollektionen, in denen das Lokale zur Referenz wird.

Die St.Galler Kollektionen

Als weltweite Lockdowns die Schauen in Paris pausieren lassen und das Nahe in den Blick rückt, feiert Akris seine Heimatstadt mit Kollektionen, in denen Designer Albert Kriemler St.Gallens kulturelles Erbe überraschend übersetzt.

Ein Spaziergang durch die Stadt inspiriert den Designer beispielsweise für die Herbst/Winter 2021 Kollektion zu einer modernen Woll-Guipure-Stickerei, in der das Dach der Kirche St. Laurenzen aufscheint. Und ein Stadtplan, der auf Neopren, Denim und Seide St.Gallen erkennen lässt, wird zum Print der Saison. Der niederländische Regisseur Anton Corbijn inszeniert die Kollektion, inspiriert von Robert Walsers Der Spaziergang (1917) auf Dreilinden und in der weltberühmten Stiftsbibliothek. Im Frühjahr/Sommer 2022 dreht sich alles um die Essenz des Hauses. Als Hommage an seine Grossmutter Alice Kriemler-Schoch, die mit ihrem Schürzenatelier 1922 den Grundstein für Akris legte, denkt Albert Kriemler die Schürze neu. Patchwork-Kleider, zusammengesetzt aus wiederverwendeten Archiv-Stickereien und die Idee eines modernen Anzugs aus taillierten Schürzenkorsagen und kurzen Wickelschürzen über Hosen stehen im Zentrum der Kollektion.

Ein Jahrhundert der Mode

Nur wenige Modehäuser blicken auf eine 100-jährige Familientradition zurück. Als junge Frau und eben Mutter geworden, gründet Alice Kriemler-Schoch ihr eigenes Unternehmen. In ihrem Atelier beschäftigt sie junge Näherinnen, die Schürzen auch mit Stickerei fertigen. Ein Audiobeitrag in der Ausstellung gibt Auskunft über diese Anfangsjahre von Akris und erzählt die Geschichte einiger Schürzennäherinnen aus den 1950er Jahre. Frauen wie Alice Kriemler-Schoch, die ihren eigenen Weg gehen, stehen noch immer im Mittelpunkt des Designs von Akris. selbstverständlich ist das Wort, das für Albert Kriemler diese Philosophie in einem Wort zusammenfasst. Der Weg zu diesem Ideal beginnt mit einem Grundsatz: Die Frau soll Aufmerksamkeit finden, nicht das Kleidungsstück, das sie trägt. Entscheidend ist, dass es ihre Präsenz und ihr Charisma unterstreicht, sie sich darin wohl, souverän und frei fühlt. Dass dies überzeugend gelingt, ist ein Wirken aus kreativer Freiheit, einem Gefühl für den Stoff und dem über drei Generationen aufgebauten Schneiderhandwerk im Stammhaus von Akris an der Felsenstrasse 40 in St.Gallen.

Stickerei-Spaziergang

Im Spazieren verbinden sich Momente der Freiheit, der Reflexion und der Musse. Beim Gehen lässt der Mensch die Welt hinter sich, entdeckt er, begeistert er sich für das, was ihm zufällt; so meint auch der grosse Schriftsteller der Schweizer Literatur Robert Walser. Ein Ansatz, dem auch die Inszenierung des “Stickerei-Spaziergangs” folgt. Perforierte Papier-Halbkreise geben ähnlich einer Waldlichtung immer wieder neue, überraschende Einblicke in die Ausstellung frei.

Die Szenografie der Ausstellung spielt mit dem Leitmotiv des Spaziergangs und jenen Entdeckungen und Sinnesreizen, die für Albert Kriemler eine immer wiederkehrende Quelle der Inspiration sind: das textile Erbe der Heimat, die Natur, die Architektur und die Kunst – sie alle sind Teil seiner Handschrift geworden. Anhand dieser Inspirationswelten zeigt “Akris: St.Gallen, selbstverständlich” verschiedene Stickerei-Looks; konkret beispielsweise Entwürfe, welche Honigwaben-Strukturen in holografische Applikationen übersetzen (Frühjahr/Sommer 2014), die die Fassade der Gebäude der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron zu inkrustierter St.Galler Stickerei inspirieren (Herbst/Winter 2007) oder deren bestickte Amulette auf nudefarbenem Tüll die zarte Lichtstimmung des italienischen Malers Giorgio Morandi hervorrufen (Frühjahr/Sommer 2005).

Das ist Stickerei!

Grosses Handwerk und kompromisslose Avantgarde, klare Linie und feiner Stoff schliessen sich bei Akris oft nicht aus. Das zeigen vor allem jene Stickereien, in denen seit dem ersten Defilee in Paris 2004 ein moderner, fast architektonischer Ansatz und geometrische Formen sichtbar werden. Die charakteristische Trapez-Stickerei, die längst zum Markenzeichen des Hauses geworden ist, ist nur ein Beispiel dafür, wie Akris ein jahrhundertaltes Handwerk weitertreibt und verändert. Sie findet sich als visuelle Metapher nicht nur in unterschiedlichen Entwürfen, sondern auch als Perforation in den Papierpanels der Ausstellung wieder.

Noch avantgardistischer sind die phosphoreszierenden Pailletten (Frühjahr/Sommer 2021), für die das Werk Batterie (2005) des deutschen Künstlers Imi Knoebel Ideengeber war. Oder jene Stoff-Innovation, die die enge Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer Modehaus und dem St.Galler Textil-Cluster offenbart. Mit Stickerei-Produzenten wie Forster Rohner, Jakob Schlaepfer und Bischoff Textil entstehen Stoffe, die oft über das hinausgehen, was machbar scheint; wie eine tragbare LED-Stickerei in Zusammenarbeit mit Forster Rohner, die inspiriert von der Sterne-Serie (1989-1992) des deutschen Künstlers Thomas Ruff Kleider zum Leuchten bringt (Herbst/Winter 2014).

Von Meisterhand

Ein entscheidendes Element im kreativen Prozess ist auch die Verarbeitung der Stoffe im hauseigenen Atelier. Sie zeigt, wie die Stickerei bei Akris nie Spielerei oder hinzugefügte Dekoration ist, sondern bezüglich Haptik und Erscheinung neu gedacht und vollständig in ein Kleidungsstück integriert wird. Nur auf der Grundlage der Erfahrung, des Könnens und der Vorstellungskraft der Modellist:innen oder Schneider:innen des Ateliers, ist es möglich in der geschickten Umsetzung beispielweise zwei Lagen Guipure-Stickerei exakt so zu verarbeiten, das diese den gewünschten Halt für einen modernen Trenchcoat erhält (Frühjahr/Sommer 2015). Oder ein Kleid über und über mit Nappaleder-Besätzen zu verzieren, sodass es fast wie echtes Pythonleder wirkt (Herbst/Winter 2016).

Textiles Erbe als Innovationsspielwiese

Erstmals gewährt “Akris: St.Gallen, selbstverständlich” ausserdem Einsicht in das Stickerei-Archiv des Hauses, begründet von Alice Kriemler-Schoch reicht es bis in die 1940er Jahre zurück. Überraschende Farben, fragile Materialen und unendlich reiche, dreidimensionale Muster – noch heute ist das Archiv Ausgangspunkt für Kreation und immer wieder neuen Verarbeitungs- und Handwerkstechniken, ermöglicht es doch den Vergleich mit der Vergangenheit, um Neues zu erfinden. Ein kulturelles Stoff-Gedächtnis, aus dem sich auch heute noch schöpfen lässt und ein Indikator dafür, wie ganz selbstverständlich St.Galler Stickerei ein wesentliches Element im verfeinerten Minimalismus von Akris ist.

Laufzeit: 06. Oktober 2023 – 10. März 2024

Ort: Textilmuseum St.Gallen, Vadianstrasse 2, 9000 St.Gallen, Schweiz

Ausstellungskoordination: Team Textilmuseum St.Gallen

Kuration: Albert Kriemler, Creative Director Akris

Szenografie: Atelier Oï / Patrick Reymond, La Neuveville


Pressekontakt
Textilmuseum St.Gallen
Kommunikation
Silvia Gross
sgross@textilmuseum.ch
+41 71 228 00 17

Textilmuseum St. Gallen
Vadianstrasse 2
9000 St. GallenSchweiz
info@textilmuseum.ch
www.textilmuseum.ch


Über Textilmuseum St. Gallen:
Die Sammlungen des Textilmuseums und der Textilbibliothek St. Gallen gehen in ihren Ursprüngen auf die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück und stehen in der Tradition der Gewerbemuseen und Mustersammlungen, die in jener Zeit europaweit gegründet wurden.

Sie sollen der Industrie als Inspiration und Vorbild der eigenen Produktion dienen und den „guten Geschmack“ bilden. 1863 beginnt das Kaufmännische Directorium – die Vereinigung der St. Galler Kaufleute – gezielt weltweit Mustervorlagen für die heimischen Produzenten zu sammeln und baut den bereits existierenden Bestand systematisch aus. 1878 kommt es zur Gründung des Museums.

Im Laufe der Zeit wird die Sammlung durch Ankäufe, vor allem auch durch Schenkungen bedeutender Privatsammlungen und Archive der Textilindustrie erweitert. Von grösster Bedeutung ist die Sammeltätigkeit der Fabrikantenfamilie Iklé. Seinem Gründungsgedanken, Quelle der Inspiration für Entwerfer und Designer zu sein, fühlt sich das Haus bis heute verpflichtet.

Quellen:
  HELP.ch

Weitere Informationen und Links:



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