Gesundheitsausgaben steigen auf über 12’000 Franken pro Kopf - auch wegen der Angehörigenpflege

 


19.11.2025, Die Gesundheitsausgaben werden weiter steigen. Das KOF Institut der ETH Zürich sagt in seiner von Comparis finanzierten Prognose für 2026 einen Anstieg um 3,6 Prozent voraus. Comparis- Krankenkassenexperte Felix Schneuwly erachtet das als vertretbar. Eine Herausforderung sieht er dagegen in der Pflegefinanzierung. Schneuwly weist auf den Handlungsbedarf in der bezahlten Pflege durch Angehörige hin: «Die bezahlte Pflege durch Angehörige muss klarer geregelt werden.».

Das KOF Institut der ETH Zürich rechnet in seiner von Comparis finanzierten Prognose der Gesundheitskosten für 2026 mit einem Anstieg um 3,6 Prozent. «2027 werden die Gesundheitsausgaben sogar auf über 12’000 Franken pro Person steigen», erwartet Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly. Das sei verkraftbar, sofern das Wirtschaftswachstum anhalte und der Anteil der Gesundheitsausgaben weiterhin zwischen 11 und 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betrage. Die Schweiz gab 2024 hinter den USA, Deutschland, Österreich und vor Frankreich von allen OECD-Ländern den vierthöchsten BIP-Anteil für die Gesundheit aus (Abbildung 1).

Herausforderung Angehörigenpflege

Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly sieht eine besondere Herausforderung bei der Langzeitpflege. Die Zahl der Personen, die Pflege und Betreuung zu Hause erhalten, steigt stark an. Positiv sei, dass die ambulante Pflege schneller wachse als die stationäre, sagt Schneuwly: «Viele Betagte wollen ihren Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen.» Doch genau hier liege die grösste Herausforderung: Die bezahlte Pflege durch Angehörige muss klarer geregelt werden.

Das Bundesgericht verpflichtet die Krankenkassen, Kantone und Gemeinden, somatische und psychiatrische Grundpflege wie die Hilfe beim Ankleiden, Essen, bei der Körperpflege oder der Strukturierung des Alltags zu bezahlen, wenn Angehörige bei einer Spitex angestellt sind. In der Praxis sei aber einiges unklar, so Schneuwly: «Spitex-Organisationen, Krankenkassen und Behörden interpretieren die Vorgaben unterschiedlich.» Uneinheitlich sei etwa, welche Pflegeleistungen in welchem Umfang überhaupt anerkannt sind, wie hoch die Beiträge sein dürfen, welche Personen als Angehörige gelten und welche Anforderungen sie erfüllen müssen.

Da die Arbeit der Angehörigen nicht separat erfasst wird, fehlen genaue Zahlen über Umfang und Kosten der Angehörigenpflege. Statistiken unterscheiden lediglich zwischen gemeinnützigen und gewinnorientierten Spitex-Organisationen sowie selbstständigen Pflegefachkräften. Der Bundesrat schätzt in seinem Bericht über die Angehörigenpflege vom 15. Oktober 2025 das Umsatzwachstum von 18 Millionen Franken 2019 auf über 100 Millionen Franken 2024.

Gemeinnützige Spitex-Organisationen haben Angehörigenpflege «verschlafen»

Laut dem Comparis-Experten haben die gemeinnützigen Spitex-Organisationen die Bedeutung der Angehörigenpflege «verschlafen». Dadurch habe sich ein Wachstumsmarkt für private Pflegeunternehmen entwickelt, die pflegende Angehörige anstellen.

2024 verzeichneten gewinnorientierte Spitex- Firmen laut Bundesamt für Statistik (BfS) 22 Prozent mehr Pflegekosten als im Vorjahr, während gemeinnützige Organisationen nur um 5 Prozent zulegten. Auch die Beschäftigung im Spitex-Bereich nahm deutlich zu (private Anbieter: +16,7 Prozent; selbstständige Pflegefachpersonen: +10,8 Prozent; gemeinnützige Organisationen: +2,9 Prozent). Private Unternehmen stellten zudem fast 3’700 zusätzliche Personen ohne Pflegeausbildung ein – meist pflegende Angehörige. Insgesamt beschäftigten sie rund 11’500 Mitarbeitende mit Grundkurs oder ohne Ausbildung (+47 Prozent gegenüber 2023). Diese Entwicklung zeigt laut Schneuwly, dass sich private Anbieter zunehmend auf die vertragliche Anstellung von Angehörigen spezialisieren – besonders in den deutschsprachigen Kantonen der Nordostschweiz (Zürich, Aargau, Thurgau, St. Gallen).

Pflegekosten auf Rekordniveau

Die Spitex- Dienste erbrachten 2024 laut BfS 25,6 Millionen Pflegestunden, ein Plus von 10,2 Prozent gegenüber 2023 – der stärkste Anstieg seit 2011. Die gesamten Pflegekosten beliefen sich auf 15,82 Milliarden Franken, das entspricht 16 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben. Davon entfielen 12,16 Milliarden Franken auf Alters- und Pflegeheime (+4,2 Prozent) und 3,66 Milliarden Franken auf ambulante Pflegeleistungen.

Comparis fordert pragmatische Lösungen

Bis 2032 wird vom aktuellen Beitragssystem auf ein einheitliches Tarifsystem umgestellt. Kantone und Kassen werden sich zu 73,1 und 26,9 Prozent an den ambulanten und stationären Pflegekosten beteiligen. Bis dann muss die Finanzierung der Angehörigenpflege etwas präziser definiert werden, als es das Bundesgericht getan hat. Schneuwly warnt davor, die bestehenden Unsicherheiten gar nicht oder mit zu viel Bürokratie zu lösen: «Es braucht schlanke und pragmatische Lösungen. Nur so lässt sich klar regeln, in welchem Umfang und zu welchen Ansätzen die Angehörigenpflege finanziert wird – ohne neue Planwirtschaft.»

Gestützt auf das «Gutachten zur Betreuung und Pflege durch Angehörige unter besonderer Berücksichtigung der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP)», das im Auftrag der Association Spitex Privée Suisse (ASPS) erstellt wurde, fordert Schneuwly, dass Bund und Kantone gemeinsam mit den Versicherern und Spitex-Verbänden zentrale Fragen klären.

Dazu gehören klare Regeln, wer als Angehörige oder Angehöriger Pflegeleistungen abrechnen darf, welche Ausbildung dafür nötig ist und wie hoch die abrechenbaren Leistungen maximal sein dürfen. Ebenso braucht es laut dem Comparis-Experten eindeutige Vorgaben zur sogenannten Schadenminderungspflicht – also, wann unentgeltliche familiäre Pflege zumutbar ist und wann nicht. Zudem müssten Pflege- und Betreuungsleistungen klar voneinander getrennt werden, besonders in der psychiatrischen Angehörigenpflege. Schliesslich braucht es seines Erachtens schweizweit einheitliche Kriterien für die Finanzierung der Restkosten durch die öffentliche Hand und für die Qualität der erbrachten Leistungen.

Methodik

Der Internet- Vergleichsdienst comparis.ch finanziert die KOF-Prognosen der Gesundheitsausgaben. Da das Bundesamt für Statistik die Gesundheitsausgaben erst mit zwei Jahren Rückstand publiziert, sind die Prognosedaten des KOF auch im Hinblick auf die Entwicklung der Krankenkassenprämien besonders wertvoll.

Link zur KOF-Gesundheitsprognose: https://kof.ethz.ch/prognosen-indikatoren/prognosen/kof- gesundheitsausgabenprognose.html

Weitere Informationen:

Felix Schneuwly
Krankenkassen-Experte
Telefon: 079 600 19 12
E-Mail: media@comparis.ch
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Quellen:
  HELP.ch

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