Schweizer Gesundheitssystem, Die Digitalisierung steckt fest

 

11.11.2004, Das Gesundheitssystem ist träge und teuer.

eHealth, die Verknüpfung der einzelnen Beteiligten, könnte ein Ausweg sein. Doch es steckt noch in den Kinderschuhen. Der Kostenberg, den das Schweizer Gesundheitswesen vor sich her schiebt, ist enorm: 2002 verschlang es nach Darstellung von Martin Denz, eHealth-Beauftragter der FMH und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik, rund 48 Milliarden Franken. 2004 sollen es nach Schätzung des Gesundheitsökonomen Jürg Sommer bereits 50 Milliarden Franken sein (siehe gestrige Ausgabe). Tendenz: steigend.

Die Auswirkungen sind bekannt. Die Prämien steigen kontinuierlich, Krankenkassenleistungen dürften über kurz oder lang beschnitten werden - kurzum, das bestehende soziale Sicherungssystem wird mit zunehmenden Kosten stärker und stärker in Frage gestellt werden.

Grosses Sparpotenzial Einen Lösungsansatz erkennen viele Beteiligte aus Politik, Wirtschaft und dem Gesundheitswesen im so genannten eHealth. Doch was ist eHealth (siehe Box), welchen Stellenwert nimmt es ein und wo liegen die Probleme? Fragen, die gestern an der «Arbeitstagung Nationale Gesundheitspolitik - Was trägt eHealth zur Gesundheit bei?» im NH Hotel in Luzern erörtert wurden.

Die langfristige Perspektive von eHealth ist, den Informationsfluss zwischen den Beteiligten, Ärzten, Spitälern und Patienten sowie Krankenkassen zu optimieren und so Kosten zu senken. Zur Verdeutlichung: Im Jahr 2002 beliefen sich die Fehlleistungskosten in der Schweiz auf Grund von Doppeluntersuchungen, Administration, Behandlung von Arzneimittel-Nebenwirkungen und Ähnlichem nach Angaben von Denz auf beachtliche 2,6 Milliarden Franken. Insgesamt, so Schätzungen von Gesundheitsexperten, beträgt das Sparpotenzial im Gesundheitswesen bis zu 30 Prozent. Zukunftsmusik - denn eHealth sei zwar keine Illusion mehr, aber es «ist noch eine Vision», sagt Markus Dürr, Regierungsrat des Kantons Luzern, an der Veranstaltung.

Kantönligeist Die Hürden, die das eHealth noch zu nehmen hat, sind hoch. Grundsätzlich fehlt es bisher noch an einer einheitlichen nationalen Strategie. 26 Kantone, die meist relativ autonom über das Gesundheitssystem entscheiden, plus ein System des Bundes erleichtern die Sache dabei nicht. Zwar gäbe es in der Schweiz sehr viele Initiativen in Richtung eHealth, aber durch die «Tendenz zum Lokalen, Regionalen besteht die Gefahr, dass wir Dutzende von Eigenlösungen sehen werden», macht Hans-Heinrich Brunner, Vizedirektor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), eines der dringlichsten Probleme deutlich. Eine Standardisierung des Systems ist entsprechend noch in weiter Ferne.

«Das Ganze droht ein Tausendfüssler zu werden», mahnt Brunner die Beteiligten zur Zusammenarbeit. Für den Patienten wird die Tendenz zum eHealth an der so genannten Patienten- oder Gesundheitskarte am sichtbarsten, die derzeit bereits im Tessin erprobt wird (siehe gestrige Ausgabe).

Datenschutz Auf ihr sollen zukünftig sowohl administrative Daten, Gesundheitsdaten als auch Arztzeugnisse gespeichert werden. Die Idee, die dahinter steckt: Der Patient soll diese höchst sensiblen Daten selbst verwalten, den Zugang nur den Personen gewähren, die dazu berechtigt sind. «Die Idee, dass Patienten die Verwaltung der Daten selbst übernehmen, ist eine Illusion, ein Mythos», gibt BAG- Vizedirektor Brunner auf Anfrage zu Bedenken. Denn schon gesunde Menschen seien damit in einem hohen Masse überfordert.

Ein Umstand, der dem Datenmissbrauch Tür und Tor öffnen würde. «Wir müssen den Menschen die Gewissheit geben, dass die Verantwortlichen, die über die Daten verfügen, auch korrekt damit umgehen», sagt Brunner. Die Idee, gewisse Daten durch einen PIN-Code zu schützen, klingt zwar gut, stösst aber im Ernstfall an ihre Grenzen. Denn wer verletzt am Boden liegt, hat wohl kaum noch die Ruhe zur PIN-Eingabe.

Noch kein Markt «Der gesamte Prozess muss für den Patienten jederzeit transparent sein. Und er muss auch die Erfassung oder Weitergabe der Daten verweigern dürfen», fordert Brunner. Denn vorstellbar ist auch folgendes Szenario: Die Krankenkassen bedienen sich der Daten, um die Patienten in Risikogruppen einzuteilen. «Medizinische Daten gehen nur Patienten an. Da haben Krankenkassen nichts zu suchen», zieht Brunner eine deutliche Grenze für das eHealth. Für die Wirtschaft ist eHealth derzeit nur Randgespräch: «Wir haben diesbezüglich derzeit keine konkreten Planungen», sagt Carsten Schloter, Chef von Swisscom-Mobile. «Aber es wird irgendwann ein Markt sein.» - Von Marcus Dankert

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EHEALTH

Ein Mix von Anwendungen «eHealth» beschreibt per definitionem alle Leistungen, Qualitätsverbesserungen und Rationalisierungseffekte, die durch eine Digitalisierung von Datenerfassungs- und Kommunikationsprozessen im Gesundheitswesen erreichbar sind. Dazu zählt, den derzeitigen Strömungen folgend, neben der elektronischen Patientenkarte: >
ein elektronisches, lebenslanges Gesundheitsdossier, die Automatisierung von administrativen Verfahren, >
ein Reservationssystem, >
die Telemedizin sowie >
Webportale für Fachleute und Patienten.

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