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Druck auf Pharmaindustrie steigt

 

09.12.2004, MEDIKAMENTENPREISE - Hans Heinrich Brunner, der Vizedirektor des Bundesamtes für Gesundheit, fordert von den Pharmafirmen Preiskonzessionen bei älteren Medikamenten.

Brunner will mittelfristig auch einen Systemwechsel.

MARKUS STÄDELI Hans Heinrich Brunner, Vizedirektor des Bundesamts für Gesundheit, will Kosten sparen. Er nimmt die Spezialitätenliste ins Visier, das Verzeichnis aller von der Krankenkasse zu bezahlenden Medikamente. "Wir werden die Liste von hinten durchforsten. Es gibt ältere Medikamente, die sind ihren Preis schlicht nicht mehr wert", sagt Brunner gegenüber der "HandelsZeitung". "Dort wollen wir den Dialog mit den Pharmafirmen suchen und auf Preiseingeständnisse drängen." Kein Wunder, dass Brunner ausgerechnet in den älteren Präparaten ein Problem sieht, denn: Wenn der Preis eines Medikaments ein

- "Wir wollen auf Preiseingeständnisse drängen." - mal festgesetzt und nach zwei Jahren nochmals überprüft wurde, bleibt er bis zum Patentverfall unverändert - bis zu 15 Jahren also. Während der vor einigen Jahren eingeführte Auslandpreisvergleich die Kosten der neuen Medikamente gedämpft habe, gebe es immer noch "ein Preisproblem bei den älteren Medikamenten", sagte auch der Preisüberwacher Rudolf Strahm jüngst an einer Tagung der Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik in Bern.

Erstaunte Pharmaimporteure Ist die Pharmaindustrie bereit, dem Bundesamt bei älteren, aber immer noch patentgeschützten Medikamenten entgegen zu kommen? Walter Hölzle, Geschäftsführer der Vereinigung der Importeure pharmazeutischer Spezialitäten (vips), zeigt sich erstaunt über Brunners Aussage und hält die vorgeschlagene Massnahme für "ungeeignet". "Es gibt in einer gewissen Alterskategorie zwar preisliche Ausreisser", gibt Hölzle zu. Doch wenn man diese korrigiere, müsse man auch Preiserhöhungen zulassen. Denn einzelne Medikamente lägen in der Schweiz unter den Preisen der europäischen Vergleichsländer.

Bei der Interpharma, dem Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz, gibt man sich konzilianter und erklärt etwas gewunden: "Für uns sind der rasche Zugang der Patienten zu neuen Medikamenten, die Honorierung der Innovation und der Schutz des Patentes entscheidend", sagt Generalsekretär Thomas Cueni. Er sieht dann Spielraum für eine Überprüfung der Liste, wenn man feststellen sollte, dass es vor allem bei älteren Medikamenten teils erhebliche Preisunterschiede zum Ausland gibt und die Spezialitäten-liste Medikamente enthält, die nicht mehr unbedingt moderner Medizin entsprechen, oder für Bagatellerkrankungen verschrieben werden.

Schweiz muss System ändern Auch wenn das Bundesamt mit diesem Vorgehen Kosten sparen kann: Die Schweiz braucht einen Systemwechsel bei der Medikamentenpreisfestsetzung, wie auch Brunner bestätigt. Rudolf Strahm ortet beispielsweise auch beim so genannten Innovationszuschlag ein Problem. Dieser als Abgeltung für die Forschungsaufwendungen gedachte Zuschlag wirke wie ein "Teuerungsautomatismus", so Strahm.

Der Medikamentenpreis wird anhand eines Auslandpreisvergleiches mit ausgewählten europäischen Ländern und einem Vergleich mit anderen Therapien festgelegt. Diese Faktoren würden etwa hälftig gewichtet, erklärt Reinhard Kämpf, Leiter der Sektion Arznei-mittel beim Bundesamt für Gesundheit. Wenn einem neuen Medikament Innovationscharakter zugebilligt wird, darf die Pharmafirma den Preis um zusätzliche 10 bis 20 % anheben. Das ist tatsächlich stossend, denn bereits mit den staatlich administrierten Preisen der bisherigen Therapien werden die Forschungsaufwendungen der Pharmaindustrie abgegolten. Wieso sollen die Medikamentenpreise bei jeder Neuerung weiter ansteigen? In an-deren Industrien ist man froh, wenn man dank Innovation längerfristig die Preise überhaupt behaupten kann.

Deutschland als Vorbild Als Reformvorbild für die Schweiz dient manchen Experten Deutschland. Das Nachbarland hat sein System zur Medikamentenpreisfestsetzung so radikal umgekrempelt, dass die Pharmaindustrie dagegen Sturm läuft. Neu legt nämlich ein Ausschuss aus Ärzten, Krankenkassen- und Spitalvertretern fest, welche Medikamente vergleichbar sind. Diese werden dann in einer Gruppe zusammengefasst. Das hat schwerwiegende Konsequenzen: Denn für jede Medikamentengruppe wird in der Folge ein Maximalpreis festgelegt. Bis zu diesem erhalten die Patienten die Kosten von ihren Kassen zurückerstattet. Ist eine Pharmafirma nicht bereit, ihren Preis auf den verordneten Festpreis zu senken, muss der Patient die Differenz aus der eigenen Tasche berappen. Pfizer beispielsweise weigert sich, den Preis für den Cholesterinsenker "Sortis" zu senken, und hat vor einigen Tagen gegen die Spitzenverbände der Krankenkassen eine Klage eingereicht. Dies; hatten nämlich den Festpreis für die Medikamtengruppe Cholesterinsenker festgelegt. Wenn Pfizer den Preis für "Sortis" - eines der umsatzstärksten Medikamente der Welt - nicht senkt, müssen Tausende von Kassenpatienten Zuzahlungen leisten.

Maximalpreisfestsetzung bald auch in der Schweiz? Auch Hans Heinrich Brunner hat unlängst an einer Tagung zum Thema Spitalfinanzierung das umstrittene Thema Maximalpreisfestsetzung angeschnitten. Steht der Schweiz also ein Systemwechsel bevor? Brunner winkt ab: "Das war nur eine wissenschaftliche Diskussion über mögliche Wege, die Medikamentenkosten zu senken." Aber er gibt zu: "Natürlich evaluieren wir in unserem Departe

- Deutschland hat sein Preissysstem radikal umgekrempelt. - ment die Maximalpreisfestsetzung, denn mittelfristig braucht es neue Modelle, um die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen." Die deutsche Maximalpreisfestsetzung aber ist ein Horrorszenario für die Pharmaindustrie. Interpharma bemerkt dazu: "Deutschland hat uns in den letzten 10 Jahren in einer Feldstudie demonstriert, wie sich eine einst führende Pharmanation aus der Spitzenliga verabschiedet", sagt Cueni. Das deutsche Festbetragssystem, das neu nicht mal mehr zwischen Medikamenten mit und ohne Patentschutz unterscheidet, sei eine Fortsetzung dieser fehlgeleiteten Politik. Und Innovation könne auf dieser Basis nicht gedeihen.

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