Massnahmenpaket für das Too-big-to-fail-Problem

 

Economiesuisse

05.10.2010, Die vom Bundesrat eingesetzte Expertenkommission hat heute den Schlussbericht mit ihren Vorschlägen zur Limitierung von volkswirtschaftlichen Risiken durch Grossunternehmen veröffentlicht. Die vorgeschlagenen Massnahmen sind umfassend und vielschichtig: Einerseits wird mit präventiven Massnahmen die Krisenresistenz erhöht. Andererseits sollen gescheiterte Banken auch dann liquidiert werden können, wenn sie systemrelevant sind. Damit wird das systemische Risiko beseitigt, und die implizite Staatsgarantie für Grossbanken entfällt.

economiesuisse trägt das Massnahmenpaket mit. Die Vorschläge der Expertenkommission stellen ein ganzes Bündel von aufeinander abgestimmten Massnahmen in verschiedenen Bereichen wie Eigenmittel, Organisation, Liquidität oder Risikoverteilung dar. Bei der Festlegung dieses Policy-Mix wurden auch anderweitige Massnahmen diskutiert, die nach sorgfältiger Prüfung wegen ihrer Nichteignung oder Kontraproduktivität aber wieder fallen gelassen wurden. Das von der Expertenkommission über mehrere Monate erarbeitete und nun präsentierte Massnahmenpaket orientiert sich ausschliesslich daran, das Problem des Too- big-to-fail zu lösen und dabei die Kosten für die Volkswirtschaft moderat zu halten. Diese Gesamtbeurteilung ist zu begrüssen.

Trotzdem gehen vereinzelte Vorschläge in ihrem Ausmass sehr weit. So müssten die Schweizer Grossbanken fast doppelt so viel Gesamteigenkapital halten als nach den heute bekannten Mindestanforderungen des künftigen internationalen Regelwerks von Basel III. „Damit fällt der „Swiss Finish“ im internationalen Verhältnis ausgesprochen scharf aus“, gibt Prof. Dr. Rudolf Minsch, Chefökonom von economiesuisse, zu bedenken. Mit dem strengen ‚Swiss Finish‘ dürften möglicherweise auch die volkswirtschaftlichen Umsetzungs- und Folgekosten der Regulierung in der Schweiz höher ausfallen als im Ausland. Die Grossbanken haben damit einen Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten.

Die definitive Ausgestaltung von Basel III wird erst im November dieses Jahres feststehen. Die Expertenkommission des Bundes musste die konkrete Kalibrierung für die verschärften Eigenmittelvorschriften aber schon jetzt vornehmen. Damit eilt unser Land international voraus. Bei der bevorstehenden Beratung und Umsetzung des Massnahmenpakets der Expertenkommission ist deshalb ein besonderes Augenmerk darauf zu legen, dass die globale Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Wirtschaft nicht innenpolitischen Druck- und Profilierungsversuchen untergeordnet wird.


Medienkontakt:
economiesuisse Rudolf Minsch Chefökonom und Mitglied der Geschäftsleitung T.: 044 421 35 34 E.: rudolf.minsch@economiesuisse.ch

Hinweis der Redaktion: Die Bildrechte liegen beim jeweiligen Herausgeber.


Über Economiesuisse:
Economie­suisse vertritt die In­ter­es­sen der Wirt­schaft im politi­schen Pro­zess und setzt sich für optimale Rah­menbedingun­gen ein. Zu un­se­ren Mit­gliedern zäh­len100 Bran­chenver­bän­de, 20 kanto­nale Handels­kammern sowie einige Einzelunternehmen.

Insge­s­amt vertre­ten wir 100'000 Schweizer Unternehmen aus allen Branchen mit insgesamt 2 Millionen Arbeitsplätzen in der Schweiz. KMU und Grossunternehmen, export- und binnen­markt­orientier­te Betriebe: Im Dachver­band economie­suisse sind sie alle ver­eint.

Economiesuisse pflegt in der Schweiz enge und regelmässige Kontakte zu Regierung, Verwaltung und Parla­ment. Es ist un­se­re Auf­gabe, die für die Wirt­schaft wichtigen politi­ schen Themen frühzeitig zu erkennen und uns durch in­ten­sives Lobbying auf al­len Stu­ fen des Gesetzgebungsprozes­ses zu en­gagie­ren. Dies ge­schieht durch Einsitznah­me in Experten­gruppen, Vorbe­reitung von Erlas­sen, Teilnah­me an Vernehmlassun­gen, lau­fen­ de Beobach­tung der Ent­schei­de von Bundesrat und Parla­ment sowie der Be­teiligung an Volksab­stimmun­gen.

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